Brieftaubensport-Hessen

Wie man einen Champion erkennt

Stand:

07.11.2024, 05:23 Uhr

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Auktionator Jürgen Reinhard und Pressesprecherin Anke Pitz geben einen Eindruck von der Leidenschaft, mit sie ihr Hobby betreiben: »Wir fühlen uns wie Tauben«, sagen sie. © Inge Schneider

Wölfersheim (im). Beste Stimmung, Wiedersehensfreude unter den Brieftaubenfreunden sowie Vorfreude auf die Brieftauben-Auktion prägen die Atmosphäre beim 16. Hessen-Champions-Day in der Turn- und Sporthalle Wohnbach. Schirmherr der Veranstaltung sind Wölfersheims Bürgermeister Eike See (SPD) und Martin Stiens als Präsident des Verbandes Deutscher Brieftaubenzüchter.

Rund 1500 Brieftaubenfreunde aus sieben Regionalverbänden, organisiert in 60 Reisevereinigungen (RV), haben an der Meisterschaft in den Kategorien »Beste Alttauben-Gesamt«, »Bester Altvogel«, »Bestes Altweibchen«, »Bester jähriger Vogel«, »Bestes jähriges Weibchen«, »Beste Jungtauben-Gesamt« und »Beste Jungtaube« teilgenommen. Dr. Wilhelm Saur aus dem Kreis Bergstraße wird später als Gesamt-Hessenmeister gekürt. Aus der Wetterau kann sich der Reichelsheimer Peter Prüfer über gute Platzierungen freuen, vor allem in den Kategorien »Bestes jähriges Weibchen« und »Bester jähriger Vogel«.

Mehr Freiheiten im Altersschlag

»Bei dieser Meisterfeier geht es neben der Übergabe der Pokale vor allem um den Informations- und Erfahrungsaustausch sowie die Geselligkeit«, sagt Anke Pitz als Pressesprecherin und Öffentlichkeitsbeauftragte des Regionalverbandes 450 Hessen-Mitte, dessen drei Reisevereinigungen Frankfurt/Taunus, Wetterau und Hüttenberg den Hessen-Champions-Day organisiert hatten. »Eine wichtige Rolle spielt auch die Brieftauben-Auktion, die von den Züchtern mit kostenfrei zur Verfügung gestellten herausragenden Tauben besetzt wird«, erläutert Pitz und holt sich sogleich Auktionator Jürgen Reinhard an die Seite. Der Lahntaler betreibt die Brieftaubenzucht von frühster Kindheit an gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Henner Reinhard und sagt von sich: »Ich fühle mich wie eine Taube.«

Über 600 Euro für eine Taube

Pressesprecherin Pitz stimmt ihm zu. Empathie sei extrem wichtig für die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Taube stellen beide fest und geben bereitwillig Auskunft zu Haltungsbedingungen und Flug- oder Reisezeiten ihrer Tauben. Etwa zu deren bemerkenswerter Fähigkeit, von weit entfernten Auflassorten zurück zum Heimatschlag zu finden, oder was geschieht, wenn eine Taube alt und schwächer wird. »Unsere ›Opas‹ und ›Omas‹ bekommen einen eigenen Altersschlag, sie können fliegen und heimkehren, wie sie es möchten, fressen ihr wohlverdientes Ruhestandsfutter und haben Spaß daran, den Jungtauben beim Aufwachsen und Lernen zuzuschauen«, sagen Pitz und Reinhard. Beide unterstreichen, dass der Heimflug den Tieren Freude bereite und sie eine regelrechte Flugunruhe entwickelten, wenn sie spürten, dass eine neue Herausforderung bevorstehe. »Damit ist es jetzt allerdings erst einmal vorbei«, sagt Auktionator Reinhard. »Sobald die Bäume ihr Laub verlieren, haben unsere Tauben keinen Schutz vor Raubvögeln mehr.

Eine gute Zeit für die Züchter, sich wie hier in Wohnbach über Haltungs- und Reisebedingungen auszutauschen, an der Tombola teilzunehmen sowie bei der Brieftauben-Auktion um hochwertige Tiere mitzubieten. »Bereits in der Vor-Auktion im Netz haben einige Tauben Gebote von 600 Euro und mehr erreicht«, berichtet Anke Pitz. Behutsam nimmt die Züchterin, die ihr Hobby gemeinsam mit Ehemann und Familie betreibt, einen ihrer schönsten Schützlinge aus seinem Ausstellungskäfig. Ruhig und interessiert mustert das elegante Tier die Besucherin, ebenso geduldig lässt es zu, dass seine Halterin Stellung und Struktur von Flügeln, Schwanz und Krallen sowie des Gefieders erläutert.

Erfahrene Züchter erkennen bereits daran einen zukünftigen Champion. Wie bei einem menschgemachten Flugkörper kommt es auf die perfekte Stromlinienform an. »Neben diesen individuellen Eigenschaften und bereits gewonnenen Auszeichnungen listet der Auktionskatalog auch den Stammbaum der präsentierten Tiere bis hin zu deren Großeltern auf«, erläutert Auktionator Reinhard. Es ist die dritte Versteigerung, die er für die hessischen Brieftaubenzüchter durchführt. Internationale Erfahrungen hat er zuvor in Südafrika und auf Malta gesammelt. »Für mich und alle hier im Saal ist es das schönste Hobby, das sich denken lässt«, stellt der engagierte Mann fest. »Wir arbeiten daran, dass junger Nachwuchs sich einstellt und diese Traditionsarbeit auch in Zukunft fortgeführt werden kann.«

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Peter Prüfer aus Reichelsheim kommt auf Platz 14 in der Gesamtliste der Hessenmeister. © Inge Schneider

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hed_im_merch_051124_4c © Inge Schneider

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Neben Haltung, Muskel- und Knochenaufbau sind auch Farbe und Struktur des Gefieders wichtige Kriterien für die Bewertung einer Brieftaube. © Inge Schneider

Hessentag ?